Matsvinndagen – Schwedens Aktionstag gegen Lebensmittelverschwendung

Schweden macht es wieder einmal vor: Am 29. September finden im ganzen Land Aktionen statt, um auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen. Seit mehr als 10 Jahren hat dieser Tag einen festen Platz im schwedischen Kalender, um das Bewusstsein für das Problem zu schärfen. Ein paar richtig gute Ideen stellen wir Euch hier vor.

Matsvinn

Eine Frage, die sicherlich viele Städte und Gemeinden umtreibt – auch hierzulande. Marianne Backrud-Hagberg leitet die Schulküche der Gemeinde Nyköping. Ihre Antwort lag auf der Hand: „Um Geld zu sparen ist es eine der besten Möglichkeiten, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren!“ Klar, dass sich der Matsvinndagen anbot, um das Thema sprichwörtlich auf den Tisch zu bringen.

Unter der Regie von Speisenplanerin Molly Möller und der Kommunikationsexpertin Elin Glanell wurde eine aufmerksamkeitsstarke Infokampagne entwickelt. Schwerpunkt waren Plakate und Tischkarten an weiterführenden Schulen und Gymnasien, die rund 3.000 Schülerinnen und Schüler erreichten. Zusätzlich wurde das Thema auf Social Media und der Webseite der Gemeinde verbreitet. Schulungsmaterial für Schulleitungen und Lehrkräfte rundeten die Aktion ab. Neben dem Kostenaspekt wurden auch die Auswirkungen aufs Klima thematisiert. 

„Unser Ziel ist es, die Lebensmittelverschwendung in den Schulrestaurants zu halbieren. In der Küche und im Service ist uns das bereits gelungen.“ betont Marianne Backrud-Hagberg.

Marianne Backrud Hagberg
Marianne Backrud-Hagberg

Zum zweiten Mal in Folge wird veranstaltet die gesamte Region gleich eine ganze Aktionswoche. Im Rahmen dieser „Matsvinnwoche“ werden zum Beispiel Reste auf den Tellern der Mittagsrestaurants gewogen und veröffentlicht. So haben die Gäste direkt vor Augen, wieviel am Vortag entsorgt werden musste. Plakate und Tischkarten ergänzen die Initiative. Unsere Botschaft lautet: "Nimm so viel du willst – werfe so wenig wie möglich weg." erläutert Ernährungsexpertin Kristin Emilsson.

Informationen, die die schwedischen Agentur für Umweltschutz sowie das Amt für Lebensmittelsicherheit bereitstellen, wurden mit Statistiken aus dem eigenen Betrieb kombiniert.


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Elsa Huong Dinh, Kristin Emilsson

"Wir möchten unsere Gäste zum Nachdenken anregen. Besonders dann, wenn Lieblingsgerichte serviert werden, sind die Augen oft größer als der tatsächliche Appetit. Es bleibt viel übrig.“ weiß Kristin Emilsson. Und sie fügt an. „Das betrifft Erwachsene genauso wie Schulkinder.“

Seit vielen Jahren ist die Stadt Göteborg Vorreiter, wenn es um die Abfallvermeidung in ihren Großküchen geht. Christina Linnerhag leitet den Ernährungsbereich. Den diesjährigen Matsvinndagen nimmt sie gemeinsam mit ihrem Team zum Anlass, eine weitere Aktion zu starten:

Es wurde eine Checkliste mit vielen praktischen Tipps entwickelt, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Die Checkliste wird an Grundschulen in den Schulrestaurants verbreitet. Plakate und Tischkarten ergänzen das Paket. Schulleitungen und Lehrkräfte, Cateringteams sowie Schülerinnen und Schüler erhalten Informationen über die Hintergründe der Aktion – auch über die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannte Agenda 2030.

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Christina Linnerhag

„Es ist wichtig, Verständnis dafür zu schaffen, dass wir alle Verantwortung für unsere Umwelt und das Klima übernehmen müssen. Unser Ziel ist es, die Tellerabfälle auf maximal 15 Gramm pro Portion zu reduzieren." unterstreicht Christina Linnerhag. 

In der Gemeinde Kiruna ist jeden Tag Matsvinndagen. In den Schulrestaurants werden mit Hilfe der sogenannten "Kirunavågen" Reste auf den Tellern, Reste im Service sowie  Küchenabfälle gewogen.

Seit zwei Jahren setzen alle Großküchen die Software von Matilda Foodtech ein, um Abfälle zu registrieren und in monatlichen Reports zu überwachen. Auf diese Weise wird die Lebensmittelverschwendung transparent.

Marianne Schröder Maagaard leitet die Abteilung für Ernährung. Sie betont:

"So haben wir alles im Griff! Gleichzeitig ist es einfacher, die Mitarbeiter zu motivieren.“

Der Abfall im Service liegt heute bei etwa 25 Gramm pro Portion, während der Abfall auf den Tellern bei 15 Gramm liegt.

„Angesichts der Tatsache, dass ein Großteil der Küchen in der Gemeinde Empfangsküchen sind, ist das angemessen.“ sagt Marianne Schröder Maagaard.

Kreative Wortschöpfungen fördern das Umdenken

Jede Veränderung beginnt im Kopf. Und das, was wir denken, wird weitgehend von unserer Sprache gesteuert. Auf dieser Basis hat das schwedische Amt für Lebensmittelsicherheit eine neue Sprache entwickelt – Svinniska! Zwei Beispiele:

 

  • Grytmaxa: Zutaten, die das Verfallsdatum überschritten haben, jedoch noch verwendet werden können.
  • Chaoskomponera: Das Erfinden neuer Gerichte aus übriggebliebenen Lebensmitteln
  • Nytt-i-panna: Eine Mahlzeit, die aus den Resten der Woche zubereitet wurde.
  • Nollvisiona: Sich entschließen, nie wieder essbare Lebensmittel wegzuwerfen.
  • Svinnsikt: Das Erkennen der eigenen Lebensmittelverschwendung und das Beenden des unnötigen Wegwerfens von Lebensmitteln.
Minska Matsvinn

Written by:
Agneta Renmark